Wenn es keine Schulpflicht gäbe:

– könnte es auch keine Lehrpläne mehr geben, denn es muss davon ausgegangen werden, dass die Lernenden sich dann ihre Themen selbst aussuchen.
– könnte und vor allem müsste es keine Disziplinierung mehr geben. Lehrenden und Lernende wären immer freiwillig in Lerngruppen vereint. Und beide könnten gehen, wenn ihnen eine Situation nicht gefiele. Konflikt gäbe es sicher, aber die könnten miteinander geklärt werden, ohne dass eine Partei am längeren Hebel sitzt.
– könnte es zwar Bewertungen geben, sollte es aber meiner Meinung nach nicht.
– könnte es Abschlüsse geben. So lange unsere Gesellschaft meint, darauf nicht verzichten zu können, könnten immer auch Prüfungen für Abschlüsse angeboten werden, auf die bestimmte Kurse vorbereiten. Da die Teilnahme freiwillig wäre, wären diese Kurse höchstwahrscheinlich wesentlich effizienter als jede Art von Schule es heute ist. Statt Abschlüssen könnte es aber auch ganz einfach Eignungstest in den verschiedenen Betrieben und Institutionen geben, die Auszubildende suchen.
– könnten die verschiedensten Lernorte mit den spannendsten Angeboten (wohlgemerkt ANGEBOTEN) überall aus dem Boden schießen, diese müssten sich notgedrungen nach den Bedürfnissen der Lernenden richten (sonst käme einfach niemand. ? ).
– könnten Lehrkräfte sich in diesen Lernorten entfalten und selbst verwirklichen. Es würde sich sehr schnell herausstellen, wer die guten Angebote macht und den Lernenden als wertvoller Lernbegleiter zur Seite steht.
– könnten auch Menschen, die keine ausgebildeten Pädagogen sind, aber Spezialisten auf bestimmten Gebieten, Lernangebote machen. Ob sie ihr Wissen und Können gut weitergeben können, würden die Lernenden entscheiden.
– könnten die verschiedensten Lehr- und Lernmethoden getestet und letztlich genutzt werden. Es würden sich sicher immer wieder Lernende finden, die diese freiwillig ausprobieren würden.
– würde es keine Ferien mehr geben – Lernorte wären immer geöffnet, die Freizeit für die Familien wäre völlig frei gestaltbar.
– würde es viele, viele Angebote geben – die Menschen könnten ihren vielfältigen Interessen folgen. Niemand würde alles wissen, aber das ist heute auch so. Nicht vergessen: Nur 1 bis vielleicht 5 Prozent des Gelernten aus der Schule bleibt uns präsent. Und es ist sicher sehr verschieden, welche Inhalte das sind. Ich persönlich glaube, dass aus 10 Jahren freiem Lernen ohne Pflicht sogar mehr hängen bleiben wird.
– könnte es eben keinen Lernstoff mehr geben, der in bestimmten Zeiten abgearbeitet werden muss. Die Kinder suchen sich nach ihren Interessen Themen und beschäftigen sich damit. Sie spielen – das ist der uns von der Natur mitgegebene Weg des Lernens.
– müsste sich niemand entscheiden, welche Schule mit welcher Ausrichtung wohl die beste für sein Kind ist und sich auf Dauer festlegen. Das Kind könnte verschiedene Angebote in verschiednen Lernorten mit verschiedenster pädagogischer Ausrichtung besuchen.
– gäbe es keine strukturelle Gewalt durch die Institution Schule. Klar, Konflikte gibt es immer. Aber es gäbe die ganz wichtige Möglichkeit des Weggehens. Mobbing müsste nicht mehr hingenommen werden, würde wahrscheinlich sehr viel weniger überhaupt auftreten. Lehrergewalt würde sich sofort durch das Fernbleiben der Lernenden rächen. Aber da auch Lehrkräfte sicher viel zufriedener wären, würde diese sehr viel weniger auftreten.
– gäbe es keine aneinander gezwungenen Gruppen.
– gäbe es also die Möglichkeit einer natürlichen Sozialisation in einer Gemeinschaft, die der Gesellschaft entspricht. Weder gäbe es erzwungene Gruppen noch vorgeschriebene Aktivitäten unter dauernder Bevormundung und Aufsicht. Die Eigeninitiative der Lernenden würde viel mehr gefordert und gefördert. Sie könnten sich als akzeptiert und selbstwirksam empfinden. Heute setzt sich nach meiner Beobachtung bei den Kindern sehr schnell der Gedanke fest, dass sie nur in der Schule und zwar nur Vorgekautes von den Erwachsenen lernen könnten, was ich sehr fatal finde. Denn sie selbst verneinen dann leider oft, dass sie immer und überall lernen. (O-Ton meiner 7jährigen Tochter: „Ich lerne ja gar nichts, wenn ich nicht in die Schule gehe.“ – Das ist so traurig).
– gäbe es keine Benachteiligung von bestimmten sozialen Gruppen. Alle Kinder hätten tatsächlich die gleiche Möglichkeit der Teilnahme (natürlich müssten die Lernorte staatlich finanziert werden). Klar werden wir Menschen niemals alle gleich sein, aber das zurzeit bestehende Schulsystem ist diskriminierend und verstärkt soziale Ungleichheiten noch. Wie Franziska Klinkigt so schön gesagt hat: Es gibt keine bildungsfernen Menschen, diese werden vom System gemacht. Ich glaube da auch fest dran. Jeder Mensch trägt den Drang des Sich-selbst-bilden-Wollens in sich, man muss ihm nur die Möglichkeit dazu geben und ihm keine Vorschriften darüber machen, wie diese Bildung auszusehen hat.
– würden die Lernenden jeden Tag neu entscheiden, ob und wohin sie gehen wollen. Vielleicht genießen sie auch einfach mal einen freien Tag ohne einen Lernort zu besuchen. Auch dann werden sie etwas lernen. Denn es ist überhaupt nicht möglich, nicht zu lernen. Prinzipiell bin ich mir aber sicher, dass solche Orte eine große Anziehungskraft auf neugierige, offene und freie Menschen ausüben würden.
– könnten alle, egal welchen Alters, zusammen lernen, wenn sie dasselbe Interesse antreibt.
– könnten sich Kinder wieder den ganze Tag über inmitten der Gesellschaft aufhalten, was auch eine bessere Sozialisation bedingen würde.
– …..

All das würde höchstwahrscheinlich noch weniger kosten als das bisherige System, denn der ganze bürokratische Überbau wäre (fast) überflüssig.  ? Stattdessen könnte man ja einfach das Fahren mit den öffentlichen Verkehrsmitteln und den Eintritt in Museen etc. für Kinder kostenlos anbieten.

Angela

Ceterum censeo coactam educationem esse delendam.

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