Unsere Geschichte, Teil 1 – unsere Kinder

Ich habe mich entschieden, endlich damit anzufangen, unsere Geschichte öffentlich zu machen. Es ist nicht leicht, nochmal Situationen Revue passieren zu lassen, die auch angstbesetzt waren und sind, aber ich möchte uns auch nicht verstecken, denn wir setzen uns für eine Demokratisierung unseres Bildungswesens ein und stehen dazu!

Wenn ich über meine Kinder spreche, möchte ich natürlich nicht alles öffentlich machen. Sie haben ein Recht auf ihre Privatsphäre. Daher kann ich nicht bei all unseren Aktivitäten in Details gehen, die unsere Handlungen eventuell noch besser erklären könnten, aber das ist dann so.

Also: Wir – mein Mann und ich – haben 4 Kinder. Wir selbst waren immer schon latent schulkritisch, haben aber viele grundsätzliche Dinge nicht in Frage gestellt, wie zum Beispiel die Schulpflicht. Im Laufe der Zeit und des Erlebens der Schulzeiten unserer Kinder sind wir um einiges kritischer geworden.

Ich möchte über deren Erlebnisse hier nichts schreiben. Es sei nur gesagt, dass sie vieles erlebten, was auch andere Kinder in Schulen durchmachen, unter anderem Mobbing. Verschweigen möchte ich nicht, dass sie auch schöne Erlebnisse dort hatten. Schulen sind nun einmal auch ein Ort, an dem sich viele Kinder treffen und miteinander spielen. Die Qualität dieser hochgeschätzten Sozialisation in Schulen ziehe ich in Zweifel, aber dazu später. Auf jeden Fall existieren in Schulen natürlich auch Freundschaften.

Ich möchte hier gleich zwei viel sagende Aussprüche meines Sohnes erwähnen. Nachdem er eingeschult worden war, sagte er ganz entsetzt: „Wie, Montag muss ich da wieder hin?!“. Nicht, dass ihm seine Einschulung nicht gefallen hätte, er war nur entsetzt darüber, jetzt zu vorgeschriebenen Zeiten an einem bestimmten Ort sein zu müssen. Später innerhalb unseres ganzen Prozesses äußerte er mal „O.K. In den Hort würde ich gehen.“. Klar, denn, auch wenn er eher ein Eigenbrödler ist, gefiel es ihm schon, sich mit anderen Kindern abzugeben.

Fragt man meine jüngste Tochter zur Schule, wird sie immer nur mit ihren Beziehungen zu den anderen Kindern argumentieren und die Vorzüge der Schule in Bezug auf Spielmöglichkeiten hervorheben. Zum Unterricht muss man sie speziell befragen, sonst würde sie davon nicht berichten. Denn der hat sie einfach nicht interessiert, genau wie meinen Sohn. Und ich denke, sie stehen damit bei weitem nicht allein da.

Auch Studien zeigen, dass für junge Menschen ein Hauptgrund, zur Schule zu gehen, darin besteht, ihre Freunde zu treffen.

Nun ja, ich denke mal, dafür müssen junge Menschen nicht in Schulen gezwungen werden. Meiner Meinung nach sollten sie sich INNERHALB unserer Gesellschaft immer und überall, wo sie es wollen, treffen dürfen, und nicht in Parallelgesellschaften, wie Schulen sie darstellen. Aber dazu später mehr.

Meine älteren Kinder haben die Schule – leider, möchte ich heute sagen – fast ganz durch gemacht. Beide machen uns heute Vorwürfe: Hätten sie gewusst, dass sie nicht müssen, wären sie auch nicht hin gegangen, wie es jetzt ihre jüngeren Geschwister tun. Tatsächlich „darf“ ja in Deutschland kein Kind dem Unterricht fern bleiben, aber meinen älteren Kindern haben wir Eltern nicht einmal die Möglichkeit gegeben, überhaupt ein NEIN zu äußern. Sie haben angenommen, dass es „kein Entrinnen“ gibt und die Schule daher hingenommen.

Wir Eltern waren selbst so überzeugt davon und es war ein langer Prozess, in dem wir unsere Meinung änderten. Über diesen und einiges mehr werde in hier in den nächsten Wochen berichten.

Alles Liebe!

Angela

Ceterum censeo coactam educationem delendam esse!

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50 Replies to “Unsere Geschichte, Teil 1 – unsere Kinder”

    • Angela

      Lieber Herr Bast,
      vielen Danke für den Hinweis. Ich habe die Info mit Interesse gelesen. Nur weiß ich nicht genau, was Sie mir damit mitteilen möchten.
      Wollen Sie auf den „Schulspaß“ hinaus? Wie ich bereits erwähnte, gibt es viele Studien, die zeigen, dass ein Hauptgrund dafür, dass junge Menschen gern zur Schule gehen, die Freunde sind, die sie dort treffen. Das könnte die hohen Zahlen zum Schulspaß durchaus erklären. Auch meine Kinder hatten, wie ich beschrieben habe, Spaß in der Schule – außerhalb des Unterrichts halt.
      Gleich nach der Nennung dieser Zahlen wird ja auch festgestellt, dass die Schul- bzw. Lernmotivation sogar gesunken wäre. Und das trotz des immer mehr steigenden Druckes auf die jungen Menschen dahingehend, dass ihr erreichtes Schulzertifikat ihr ganzes Leben bestimmen wird und ein schlechtes Zertifikat das Leben ja quasi gleich zerstört. Oder vielleicht doch eher WEGEN dieses Druckes? Denn die Zahlen, die dann genannt werden sind alarmierend. Schulangst und Schulstress sind massiv angestiegen. 9 % der jungen Menschen fühlen sich demnach sehr schlecht in Schulen. 35 % scheint es nicht sehr viel besser zu gehen. Was für eine Effizienz! Und was für ein „Aushängeschild“ für unsere „Bildungs“Institutionen.
      Oder wollen Sie auf die hohe Rate der Ablehnung von Schulschwänzen hinaus? Nun, siehe oben. Den jungen Menschen heute sind einem massivem Druck ausgesetzt, die Schule erfolgreich zu absolvieren. Da ihnen zudem suggeriert wird, dass sie nur in Schulen richtig lernen, was ich sehr in Frage stelle, werden sie natürlich glauben, dass Schulschwänzen schadet und es negativ bewerten.
      Ich möchte da auf die Aussagen meiner zwei älteren Töchter verweisen, die uns beide vorwerfen, dass wir ihnen noch durch unsere Haltung den Eindruck vermittelten, dass Schule quasi ein Naturgesetz sei. Hätten sie gewusst, dass sie nicht um jeden Preis hin müssten, wie wir es mit unseren jüngeren Kindern handhaben, hätten auch sie sehr gern auf ihren Schulbesuch verzichtet.
      Oder habe ich noch nicht erwähnt, worauf Sie hinaus wollen? Dann freue ich mich über eine Erläuterung.
      Vielen Dank.
      Angela

    • Anonymous

      Sehr geehrter Herr Bast,

      mir machen die Zahlen, die Sie hier posten, ziemlich Sorgen.

      Ich zitiere mal:
      52,5 % der Schüler finden die Schulattraktivität niedrig bis eher niedrig.
      33,9 % der Schüler schätzen die Schulmotivation niedrig bis eher niedrig ein.
      Und 44,0 % beklagen eher hohe bis hohe Schulangst bzw. Schulstress.

      In meinen Augen ist damit bewiesen, dass unser Bildungswesen ziemlich reformbedürftig ist.

      Nicht so ganz erschließt sich mir allerdings, wie die 92,8 %, die angeblich hohen bis sehr hohen „Schulspaß“ vermelden, damit in Einklang zu bringen sind. Das müsste ja bedeuten, dass mindestens 36,8 % der Schüler gleichzeitig Schulangst/Schulstress und Schulspaß haben.

      Wenn ich nun allerdings in den Methodenanhang der Studie schaue, um zu sehen, wie die Zahlen zustande kommen, dann sträuben sich mir die Haare.

      Mein Eindruck ist, dass hier jemand lediglich die Bäume gezählt hat, anstatt ernsthaft den Wald zu untersuchen. Ein Großteil der Fragen ist bereits tendenziös gestellt, viele Defizite der Schule werden einfach als gegeben vorausgesetzt. Beispiel: „Unesere Lehrer erklären, wie unsere Noten gebildet werden.“ Da wird von vornherein suggeriert, dass die Erteilung von Noten an sich eine unverrückbare Konstante wäre, genauso wie das Berechnungsverfahren.

      Warum hat der Autor der Studie nicht folgende Fragen gestellt?:
      „Wir bekommen nur Noten, wenn wir es auch wollen“
      „Die Benotung an unserer Schule ist gerecht“

      Weiter zur Rubrik „Schulspaß“.

      Da heißt es:
      „Mal unabhängig vom Unterricht: In der Schule gibt es Situationen, wo wir richtig Spaß haben.“
      Die Studie setzt also von vornherein als gegeben voraus, dass der Unterricht öde ist und blendet diesen Aspekt dann aber aus, damit die Zahlen am Ende besser ausschaun.
      Warum lautet die Frage nicht „Der Unterricht an meiner Schule macht Spaß“?

      Dann 2 Zeilen weiter unten:
      „In der Schule ist mir wichtig, dass ich mit meinen Kumpels/Freundinnen zusammen bin.“
      Mit dieser Frage sehe ich zwei Probleme:
      1) Es wird impliziert, dass der Kontakt zu Kumpels und Freundinnen erst durch die Schule ermöglicht wird und ohne die Institution Schule nicht zustande kommen würde. Dabei kann man sich mit seinen Freunden auch ohne Schule treffen.
      2) Wenn es so wichtig ist, dass man in der Schule Freunde hat, dann kann das daran liegen, dass der Unterricht sonst überhaupt nicht erträglich wäre. Das heißt: Der Indikator geht möglicherweise in die falsche Richtung und bewertet eine schlechte Situation als positiv.

      Dann Zeile 6:
      „Abgesehen vom Unterricht ist die Schule gar nicht so schlecht.“
      Hier wird wieder als gegeben vorausgesetzt, dass der Unterricht schlecht ist, nur um diesen Aspekt dann wieder auszublenden.

      Verwirrend finde ich außerdem, dass nicht ganz klar ist, in welche Richtung die Skala geht. Wenn ich nur die Tabelle 9.1 anschaue, sieht es so aus, als würden die ersten 4 Zeilen von schlecht nach gut gehen (d. h. Niedrig ist schlecht und Hoch ist gut), während die fünfte Zeile in die entgegengesetzte Richtung zu gehen scheint, was an sich schon verwirrend ist.

      Wenn man nun aber den Methodenanhang ansieht, erschließt sich, dass dies nicht stimmt:
      • Einzelne Fragen sind (wie bereits ausgeführt) tendenziös formuliert oder gehen in die umgekehrte Richtung.
      • Bei der Skala „Schulmotivation“ wird im Anhang offengelegt, dass die Skala in Wirklichkeit in die umgekehrte Richtung geht.

      Gut, vielleicht hat der Autor der Studie die Skalen auf den Kopf gestellt, damit es am Ende doch noch passt, aber solange der Studie noch nichteinmal zu entnehmen ist, in welche Richtung die Skala geht, ist sie nicht zu gebrauchen.

      Darüber hinaus halte ich die Studie schon im Grundansatz verfehlt, weil sie wesentliche Aspekte des Bildungswesens als gegeben voraussetzt und ausblendet, anstatt sie zu hinterfragen.

      In diesem Sinne: Setzen, ungenügend!

  1. Kerstin

    Liebe Angela,

    ich denke, die von Herrn Bast verlinkte Studie bestätigt deine Einschätzung, dass die meisten jungen Menschen – wenn überhaupt – vor allem wegen der sozialen Kontakte zur Schule gehen. Wenn man sich die Skala „Schulspaß“ genauer anschaut, dann haben drei der sechs Kriterien nichts mit dem Unterricht zu tun, d.h. die Kinder haben den Schulspaß außerhalb des Unterrichts.
    Das kann ich für meine Kinder absolut bestätigen. Mein Sohn fand, bevor er die Schule komplett verweigerte, die Pausen am schönsten. Auch meine Tochter und mein zweiter Sohn finden am besten an der Schule die Busfahrten und das Spielen in den Pausenzeiten.
    Doch das kann kein Argument für Schule sein. Würde man die jungen Menschen selbst fragen, dann würden sie sich vermutlich freie Bildungsorte wünschen, an denen sie ohne Erwartungsdruck ihren ganz individuellen Bildungsinteressen nachgehen und gleichzeitig ihr Bedürfnis nach sozialen Kontakten stillen könnten.

    Ich empfehle zu diesem Thema die Bücher von Prof. Dr. Rolf Arnold, der mit seiner Ermöglichungsdidaktik ein sehr modernes Bildungsverständnis vertritt, das die Subjekthaftigkeit der Lernenden und die notwendige Professionalisierung der Lehrenden in den Fokus stellt. Das Zeitalter der vermittlungsorientierten Didaktik ist vorüber, es wird höchste Zeit, dass wir nach Wegen suchen, wie Menschen allen Alters auch zwischen den Pausen Freude am Lernen – nicht am Belehrtwerden! – finden.

    Viele Grüße
    Kerstin

    • Angela

      Und warum? Weil ihnen suggeriert wird, dass nur Schule Bildung bringt. Tatsächlich bringt Schule Zertifikate, mit denen man „etwas aus sich machen kann“. Diese Menschen sind unter Umständen durchaus gebildet, haben nur kein Zertifikat, welches ihnen dies bestätigt. Somit können sie nur schwer Karrieren machen und da sie natürlich ein besseres Leben wollen, bereuen sie, kein Zertifikat erreicht zu haben. Wobei man natürlich auch hinterfragen sollte, was da zertifiziert wird und ob Auswendiglernen und Auskotzen bzw. das beständige Üben von immer gleichen Lösungswegen und das Nachbeten von vorgegebenen Wissensinhalten mit Bildung gleichzusetzen ist. Dazu sollte man die Studien beachten, die zeigen, wie wenig davon tatsächlich hängen bliebt. Und warum? Weil die jungen Leute sich meist nicht dafür interessieren, was sie vorgesetzt bekommen, und ihnen oft genug die Lust – z. B. am Lesen – ausunterrichtet wird. Gehen das Interesse und die Aktivität vom jungen Menschen aus, bleibt das erworbene Wissen und Können. Das müsste dann auch kein Zertifikat bestätigen. Der Hauptzweck der Zertifikate ist die Festschreibung der bestehenden gesellschaftlichen Verhältnisse. Schulen sollen selektieren. Und das ist es auch, was sie tatsächlich erfolgreich tun.

    • Anonymous

      Sehr geehrter Herr Bast,

      können Sie mir einen Link zu der „neuen Studie aus Kanada“ liefern?

      Mich überrascht diese Zahl, ich kann nicht so recht glauben, dass das stimmt.

      • Angela

        Hallo,
        Entschuldigung. Ich war so dermaßen auf dem falschen Dampfer. Ich habe bei „Heimschüler“ sofort an Heimkinder gedacht und vermutet, dass diese entweder gar nicht oder nicht an öffentliche Schulen gingen. Sorry, mein Fehler.
        Ich gebe Anonymous Recht. Auch ich glaube nicht, dass 70 % der „Heimschüler“ bereuen, nicht in Schulen gewesen zu sein. Das widerspricht völlig der besagten Untersuchung von Gray.
        Und auch meine Antwort möchte ich anders formulieren. Homeschooler/Freilerner erreichen ja sehr oft sehr einfach die Zertifikate, die sie eben leider brauchen, wenn sie z. B. studieren möchten. Sie sind auch an Unis sehr erfolgreich. Trotzdem halte ich dieses „Zertifikaten(un)wesen“ für falsch. Gerade die Tatsache, dass „Freilerner“ diese meist einfach erreichen, zeigt doch, dass sie wesentlich besser ohne Schule lernen. Sie nehmen diese Hürde, weil sei motiviert sind, z. B. zu studieren, aber sie erwerben damit eben keine Bildung sondern nur die Erlaubnis zum Studium. Viele erwerben auch nie Zertifikate und sind trotzdem beruflich erfolgreich.
        @Anonymous: Ich musste Deine Posts erst freigeben, daher konnte Herr Bast Dir bisher gar nicht antworten…..

    • Dagmar

      Woher haben Sie diese Zahlen? Ich habe gaaanz andere!
      Homeschooler in USA zB schneiden in allen Tests durchschnittlich weit besser ab als ehemalige Schüler – und man staune: völlig unabhängig von Status u Intellekt der Eltern!

    • Angela

      Ja, stimmt. Und MINDESTENS das sollte in D auch möglich sein, ginge mir aber nicht weit genug, da es eben noch immer um den Erwerb von Zertifikaten ginge, an den ein vorgegebener Lehrplan gekoppelt ist. Mein Ziel ist ein Bildungswesen, in dem die Bildung dem Individuum selbst obliegt – und zwar nur ihm. Der Staat hat die Pflicht, für Bildungsangebote zu sorgen, mehr nicht. Es dürfte keinerlei Beschränkungen geben wie z. B. die Notwendigkeit des Abiturs für ein Studium. Jedem muss jede Art von Bildung offenstehen, die er oder sie sich aneignen möchte. Aber nicht falsch verstehen: Ich bin durchaus für gewisse Abschlüsse. Will jemand Arzt werden, braucht er kein Abi, aber er muss das Studium schon durchziehen und erfolgreich abschließen. Auch können Betriebe, die Mitarbeiter suchen, oder Unis einen Einstellungstest durchführen, um zu prüfen, ob die Person gewisse Vorkenntnisse besitzt. Nur, WIE diese dazu kommt, ist ihre Sache. Hierbei kann es natürlich Beratung und Unterstützung geben. Die Menschen sollen ja nicht allein gelassen werden. Aber es geht darum, was SIE wollen, nicht was ein System von Ihnen will. Ich bin sicher, dass die viel größere Eigenmotivation und -verantwortung in diesem „System“ viel bessere Ergebnisse aufweisen und zufriedenere Menschen hervorbringen würde.

  2. Eugen Bast

    Dass Heimunterricht legal ist und zu „Zertifikaten“ führt ist eine Entgegnung auf ihre Antwort. Die kanadischen Heimschüler bereuen die Heimbeschulung nicht, weil sie keine Zertifikate haben und ausgeschlossen sind, sondern mit hoher Wahrscheinlichkeit, weil sie sehen, was sie verpasst haben.

    • Anonymous

      Sehr geehrter Bast,

      ich möchte nochmals daran erinnern, dass ich gern einen Link zu der Studie aus Kanada hätte.

      Eine ähnliche Studie, die mir bereits bekannt ist, ist „Grown Unschoolers‘ Evaluations of Their Unschooling Experiences: Report I on a Survey of 75 Unschooled Adults“ von Peter Gray und Gina Riley aus den Vereinigten Staaten. Link: https://www.researchgate.net/publication/305720405_Grown_Unschoolers_Evaluations_of_Their_Unschooling_Experiences_Report_I_on_a_Survey_of_75_Unschooled_Adults (rechts oben auf „Download full-text PDF“ klicken)
      In dieser Studie heißt es, dass 37% der US-Unschooler überhaupt keine Nachteile sehen, und der Rest vertritt größtenteils die Meinung, dass die Vorteile die Nachteile deutlich überwiegen.

      In der Studie heißt es auch, dass 67% der erwachsenen Unschooler ihre Kinder definitiv genauso freilernen lassen möchten, 25% haben die Frage mit vielleicht beantwortet, weitere 7% mit nein. Allerdings haben alle Studienteilnehmer, die bereits Kinder hatten, diese freilernen lassen, d. h. es ist davon auszugehen, dass die 7% mit Antwort „Nein“ es sich wahrscheinlich doch anders überlegen werden.

      Vor diesem Hintergrund finde ich es überraschend, dass Sie mit einer Studie aus Kanada ankommen, wo 70% auf einmal das Homeschooling bereuen. Gut, Homeschooling ist ungleich Freilernen, aber 70% halte ich nicht für eine glaubwürdige Zahl.

    • Angela

      Ich wäre an der Studie sehr interessiert. Vielleicht ist der Grund ja daran ablesbar. Mich würde aber auch interessieren, wie diese Menschen Ihrer Meinung nach verpasst haben – abgesehen vom Erhalt eines Zertifikates.

  3. Anonymous

    Sehr geehrter Herr Bast,

    die Studie, auf die Sie sich beziehen, kann ich trotz längerer Googlesuche nicht finden.

    Ich finde beim CCHE eine Liste von 85 Studien mit Bezug zu Kanada, aber die jüngte davon datiert auf das Jahr 2013.
    Link: https://cche.ca/why-home-educationy/research-on-home-education-in-canada/

    Bei Researchgate.net finde ich zu den Suchbegriffen canada und homeschooling keine einzige Studie aus 2018, für 2019 lediglich 2, bei denen es aber wohl nicht darum geht, wer Homeschooling bereut und wer nicht.

    Die erste heißt: „Parens patriae : a comparative legal study of sovereign authority and public education policy in the province of Ontario and the state of New York“, die andere „Möglichkeiten und Grenzen des Distance Learning am Beispiel des Alberta Distance Learning Centre in Kanada : Analyse und Transfer auf den Schulkontext Sachsen-Anhalts“.

    Die Studie, auf die Sie sich beziehen, kann ich beim besten Willen nicht finden.

  4. Eugen Bast

    Warum werden hier an mich andere Maßstäbe angelegt als an Angela (die an verschiedenen Stellen hier von Studien spricht, die sich der Leser selbst suchen muss)? Aber davon abgesehen, Google fragen können sie doch sicher selbst.

    • Anonymous

      Sehr geehrter Herr Dr. Bast,

      wie wäre es, Sie posten Autor und Titel der Studie aus Kanada, damit ich weiß, wonach ich in Google suchen soll?

      Solange Ihre Angaben derart vage sind und Sie Behauptungen aufstellen, die mehreren Jahrzehnten an HE-Forschung widersprechen, muss ich leider davon ausgehen, dass Sie die Studie, auf die Sie sich berufen, lediglich erfunden haben.

      (Eine Google-Suche nach „7 in 10 homeschooled canadians regret being homeschooled“ führt nicht zu brauchbaren Ergebnissen)

  5. Eugen Bast

    Eine Suchmaschine benutzen können sollte doch zu den Grundlagen gehören. Wir bringen das sogar unsern Schülern bei.
    Und was ein staatlicher Rückzug aus dem Bildungssektor für die politische Bildung und in der Folge die Demokratie bedeutet, dass kann man ja im englischen Sprachraum (Trump und Brexit) wunderbar beobachten.

    • Angela

      Ich habe noch nicht nach der Studie gesucht und würde mich über einen Link freuen.
      Was Ihren zweiten Gedanken betrifft. Ich hatte jetzt keine Lust, die Zahlen genauestens zu suchen, aber Großbritannien hat ca. 66 Mio Einwohner. Lassen Sie 10 % davon Kinder im Schulalter sein – das sind 6 Mio. Obwohl die Zahl nicht genau ermittelbar ist, fand ich die Angabe, dass etwa 160.000 Kinder Homeschooler sind. Klar, die dominieren Politik und Wirtschaft wahrscheinlich total. Der Brexit und andere Verrücktheiten MÜSSEN davon kommen.
      Die Zahlen für die USA will ich nicht heraussuchen. Klar ist doch, dass Homeschooling in diesen beiden Ländern keine Massenerscheinung ist.
      Ich habe eine andere Theorie für Sie: Wenn man Menschen extremistisch behandelt, werden sie genau das lernen: Extremismus. Und es ist für mich sehr extrem, jungen Menschen ihre Menschen- und Bürgerrechte vorzuenthalten, sie fremd zu bewerten und fremd zu bestimmen, so wie es in Deutschland beinahe flächendeckend geschieht. Die paar Freilerner können wir da getrost vergessen.
      Vielleicht sollte man daher mal darüber nachdenken, warum in Deutschland rechtes Gedankengut und die Abwertung anderer Menschen auf so fruchtbaren Boden fallen und warum z. B. 40 % der Deutschen sich ein autoritäres politisches System (Diktatur) vorstellen können. Da Schulen in den genannten und anderen Ländern im Großen und Ganzen die selbe Funktion wie hier besitzen und auch gleich funktionieren, gilt diese Frage eigentlich nicht nur für Deutschland.
      ICH glaube, dass eine Demokratie erst eine Demokratie sein kann, wenn auch die jungen Menschen WIRKLICH demokratisch behandelt werden. Und ich glaube auch, dass nur dies selbstbestimmte und mündige Bürger schaffen kann.

      • Angela

        Ich möchte diesbezüglich auf die Studie von Albert Cheng verweisen, die die Fähigkeit der politischen Toleranz bei Schülern und Homeschoolern untersuchte. Cheng zufolge steigere sich die Toleranzfähigkeit signifikant mit jedem Jahr, in dem ein junger Mensch nicht die Schule besucht hat. https://eric.ed.gov/?id=EJ1030224 Leider gibt es nicht viele solcher Studien – sollte es aber geben!

  6. Toralf Seidemann

    Herr Blast, trotz mehrfacher Aufforderung, Ihren Verweis auf auf eine neue kanadische Studie mit einer Quellenangabe zu unterlegen, ergehen Sie sich in Ausweichargumenten ohne ihre Behauptung durch eine Quelle zu belegen.
    Es ist an Ihnen, als demjenigen, der eine Behauptung aufstellt oder sich auf eine Quelle bezieht, den entsprechenden Nachweis zu erbringen. Umgang mit Quellen sollte Inhalt der Lehrpläne der Bundesländer sein und mir drängt sich die Frage an Sie auf: Warum können Sie das nicht?
    Hier bleibt mir lediglich festzustellen, dass Sie eine Behauptung nicht belegen, was sie als Argument völlig entwertet. Schade, die Studie hätte mich interessiert.

  7. Eugen Bast

    Sie skizzieren weiter oben ihr Ideal von einem Bildungssystem, in dem der der Staat nur minimale, fakultative Angebote macht, Bildung aber im Großen und Ganzen Privatsache ist. Dieses „Ideal“ ist im englischen Sprachraum weitestgehend verwirklicht, Heimbeschulung ist natürlich nur eine Dimension davon, aber dennoch steht es außer Frage, dass diese Art von Bildungspolitik in Zusammenhang mit der im Vergleich zu Deutschland um ein vielfaches fragmentierteren Gesellschaft steht.

  8. Angela

    Ich glaube, dass Sie meine Kritik an Schulen nicht verstehen oder nicht verstehen wollen. Schulen funktionieren auf der ganzen Welt gleich. Wenn man hingeht, ist man diesem „Schul-Modus“ unterworfen. Die wenigen, die nicht gehen, zählen da kaum. In allen Schulen auf der Welt dürfen junge Menschen nicht gleichberechtigt mitreden; sie können nicht entscheiden, wann sie hingehen, was sie dort tun wollen oder wann sie das Schulgebäude verlassen; ihnen wird ein Lehrplan vorgegeben; sie werden bewertet und sie müssen zum großen Teil einfach nur gehorchen. Zumindest, wenn sie erfolgreich ihr Zertifikat erreichen wollen. Auch in England, auch in den USA. Der einzige Unterschied – neben einigen unbedeutenden inhaltlichen Unterschieden natürlich – besteht darin, dass junge Menschen dort sich gegen einen Schulbesuch entscheiden können.

  9. Eugen Bast

    Mit der Aussage „Schule funktioniert auf der ganzen Welt gleich“ haben sie sich nun vollständig demaskiert. Kritik auf einem derart indifferenten Niveau wird doch der Vielfalt der globalen Bildungslandschaft und den damit verbundenen Problemfeldern nicht im Ansatz gerecht. Letztlich muss man aber so sendungsbewussten Personen wie ihnen dankbar sein, dass sie das Problem der intendierten Bildungsverweigerung ins öffentliche Bewustsein tragen und ich hoffe, auch und vor allem im Sinne ihrer Kinder, dass die Justiz unnachgiebig den durch sie begangenen Rechtsbrüchen nachgeht!

  10. Angela

    Ich habe Ihnen auch erläutert, was ich damit meine. Widerlegen Sie das doch bitte. Was Sie mit einer vielfältigen globalen Bildungslandschaft meinen, habe ich mit den inhaltlichen Unterschieden durchaus erwähnt. Dies betrifft jedoch nur das verschiedenartige Ausfüllen einer vorgegebenen Schablone, die sehr wohl weltweit gleich ist. Ich empfehle Ihnen dazu den Film „Schooling the World“.
    Außerdem muss ich sagen, dass eine vernünftige Diskussion mit Ihnen bisher nicht zustande kam, da Sie weder konstruktiv auf meine Argumente eingehen noch Ihre untermauern. Wer hat sich da eher demaskiert?
    Quasi mit einer bedrohenden Aussage zu enden, passt in dieses Bild. Wenn kein Argument mehr da ist, muss Druck ausgeübt werden, wenn in Ihrem Fall auch nur indirekt.
    Ich bin jedoch dankbar für die Möglichkeit, die Sache über unser Rechtssystem auszutragen, weil ich die Hoffnung hege, damit etwas zu ändern.
    Im Übrigen ist es sehr fraglich, dass es sich beim Nichtschulbesuch überhaupt um einen Rechtsbruch handelt, denn eine Schulpflicht im Sinne einer Schulgebäudeanwesenheitspflicht kann aus unseren Gesetzen überhaupt nicht eindeutig herausgelesen werden.

    • Toralf Seidemann

      Das ist ein sehr offensichtlicher Versuch, Menschen die sich für freie Bildungsentscheidungen einsetzen, in eine Ecke mit Staatsleugnern zu stellen. Auch eine Formulierung in der Wahrscheinlichkeitsform ändert daran nichts.

  11. Angela

    Eine ziemlich unqualifizierte Bemerkung.
    Aber Verunglimpfung ist auch ein Weg, wenn Argumente fehlen.
    Ich empfehle Ihnen das Buch des Juristen Tobias Handschell „Die Schulpflicht vor dem Grundgesetz“. Es gibt aber auch noch andere Literatur dazu.
    Die Schulpflicht als Schulgebäudeanwesenheitspflicht ist die derzeitige AUSLEGUNG unserer Gesetze, mehr nicht. Und diese ist streit- und wandelbar.

  12. Eugen Bast

    Die Pflicht zum Besuch einer staatlich anerkannten Schule ist relativ eindeutig im jeweiligen Landesschulgesetz geregelt und keineswegs Auslegungssache. „Schulgebäudeanwesenheitspflicht“ ist ein netter Framing Versuch, aber doch am Kern der Schulpflicht vorbei. Es geht doch nicht um die Anwesenheit in einem Gebäude. Es geht um ein unter staatlicher Aufsicht stehendes Curriculum und darüber hinaus um eine spezifische Form sozialer Erfahrung.

    • Toralf Seidemann

      Mal davon abgesehen dass Sie, Herr Blast, immer noch nicht dargelegt haben, auf welche Studien Sie sich beziehen, ist Ihre Idee mit Schulgebäudeanwesenheitspflicht als netten Framingversuch doch geradezu lächerlich idealisiert. Alle Gerichtsverhandlungen, denen ich im Bezug auf Schulpflichtverletzungen beiwohnte ebenso wie alle Gespräche mit Kultusmitarbeitenden liefen auf genau einen Punkt hinaus: hingehen, selbst wenn dort abgeschalten wird – dann ist dem Gesetz genüge getan und alles gut! Im Übrigen definiert sich sich Schulpflicht eben nicht nur aus Schulpflicht + Unterrichtsanwesenheitspflicht (Schulgebäudeanwesenheitspflicht) – dazu kommt auch noch der Schulzwang.

  13. Angela

    Lesen Sie doch einfach mal Handschell. Die Schulpflicht in Form der Schulgebäudeanwesenheitspflicht ist heute ein starkes Dogma, aber man kann das Gesetz anders interpretieren. Es gibt kaum Eindeutiges an unseren Gesetzen. Fast alles ist Auslegungssache. Und Auslegungen können verändert werden. Daran arbeiten auch einige Juristen.
    Natürlich geht es um die Anwesenheit in einem Gebäude. Genau deswegen werden „Schulschwänzer“ doch verfolgt. Wenn sie dann brav in der Schule sitzen, aber mental abwesend sind, interessiert das doch niemanden mehr. Wenn man diese Art von Schulverweigerung mitzählt, was übrigens auch einige Wissenschaftler vorschlagen, dürfte eh kaum jemand wirklich dauerhaft in Schulen anwesend sein.
    Alle so genannten Hilfen, die SchülerInnen erfahren, die mit dem Schulzwang nicht klar kommen, sind darauf gerichtet, sie wieder zum regelmäßigen Schulbesuch zu bewegen. Ihre eigenen Bedürfnisse sind dabei nicht wichtig. Es geht einzig um die Anwesenheit in der Schule.

  14. Eugen Bast

    Wie wäre es, wenn sie ihre Empfehlung erstmal selbst lesen?
    Mir steht nur der Klappentext zur Verfügung, aber schon der enthüllt mir, dass sie das Buch mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht gelesen, oder zumindest nicht verstanden haben.

    • Anonymous

      Sehr geehrter Herr Dr. Bast,

      Sie drücken sich etwas unklar aus, daher muss ich leider mutmaßen, worauf Sie anspielen. Im Klappentext des Buches (der vmtl. nicht vom Autor selbst stammt) heißt es, dass „Anders als in vielen Ländern […] in Deutschland eine Befreiung des Kindes von der Schulpflicht hierzu nicht möglich“ sei. Ich vermute, dass dieser Satz der Punkt ist, auf den Sie anspielen.

      Dieser Satz bezieht sich auf die bisherige VErwaltungspraxis in Deutschland. Die verfassungsrechtliche Bewertung dieser Verwaltungspraxis, die der Autor auf vielen Seiten vornimmt, kommt aber zum Schluss, dass eben diese Verwaltungspraxis nicht mit dem GG in Einklang zu bringen ist.

      Eine wirklich interessante Lektüre, ich Ihnen sehr ans Herz legen möchte.

  15. Angela

    Aus dem Klappentext – wow!
    Es geht genau um das, was ich die ganze Zeit sage: die Schulpflicht ist diskutierbar – auch rechtlich. Es gibt zwar ein Dogma, aber eindeutig ist sie nicht.
    Ich möchte das Gespräch beenden. Zuerst dachte ich, dass es irgendwie nützlich sein könnte.
    Aber sie können weder von Ihnen genannte Studien belegen noch versiert auf meine Argumente antworten. Dafür habe ich leider keine Zeit. Wenn Sie noch etwas auf meine vielen Argumenten antworten möchten, lese ich dies gern. Ebenso können Sie gern selbst stichhaltige! Argumente liefern für eine Ihrer Ansichten. Irgendwelche persönlichen Vorwürfe, Unterstellungen oder auch obskure Wünsche (die Justiz möge hart durchgreifen etc.) werde ich löschen.
    LG

    • Anonymous

      Also ich hab das Buch gelesen und finde durchaus interessant, was der Herr Handschell da schreibt.

      Ich leih es Ihnen auch gerne aus, wenn Sie es in der Stadtbücherei nicht bekommen.

      Beispielsweise gibt es in BW eine Klausel im Schulgesetz, die ab der 5. Jgst auch anderweitige Bildung erlaubt, aber die dortigen Behörden wollen nichts davon wissen.

  16. Angela

    Es wäre lustig, wenn es nicht so traurig wäre. Sie reden dermaßen am Thema vorbei, können aber kein bisschen argumentieren. Ich empfehle Ihnen dieses Buch aus von mir genannten guten Gründen und werde jetzt nicht beschwören, dass ich es intensiv studiert habe. Das ist für die Empfehlung keineswegs notwendig. Ich kenne es und es unterstützt meine Argumentation. Schade, dass Sie nicht ernsthaft diskutieren wollen
    Wundern tuts mich allerdings nicht. Sie sind Pädagoge. 😀

  17. Eugen Bast

    Es tut mir leid, aber ich kann es nur nochmal wiederholen:
    Die Landesschulgesetze sind alles andere als vage in ihren Formulierungen. Sicher ist es möglich im Grundgesetz festgelegte Grundsätze anders zu gewichten als es die gesamte Fachwelt momentan tut, aber dann wäre die Konsequenz nicht eine andere Interpretation der Gesetze, die Landesschulgesetze müssten dann umgeschrieben werden.
    Aber wenn sie nicht mal das verstanden haben, dann kann es mit ihrer Beschäftigung mit dem Thema nicht weit her sein. Aber Hauptsache sich hinter etwas verstecken, dass man nicht
    mal gelesen hat…

  18. Angela

    Und ich kann darauf nur antworten, dass es ganz offensichtlich Juristen gibt, die das anders sehen. Und damit drehen wir uns im Kreis.
    Im GG finden sich weder Schulpflicht noch Erziehungsauftrag.
    Die Landesgesetze müssen nicht zwangsläufig umgeschrieben werden, wenn man die Schulpflicht einfach als Bildungspflicht interpretieren würde. Das wäre eine Möglichkeit. Außerdem spricht ja auch nichts dagegen, Gesetze modernen Entwicklungen anzupassen.
    Wenn ich davon schrieb, dass es absolut nicht klar ist, dass sich eine Schulpflicht aus unseren Gesetzen zu 100 % bestätigen lässt, meinte ich, dass dies eben streitbar ist, so wie es unter anderem Handschell formuliert. Denken Sie z. B. daran, dass das GG höher gewichtet ist als die Landesgesetze. Natürlich gibt es Bestimmungen in den Landesgesetzen, die langfristig schon gestrichen oder verändert werden müssen, um die Gesetze einer anderen Sicht anzupassen. Das sind zwei verschiedene Dinge. Und wie gesagt – Gesetze werden andauernd verändert, ergänzt, angepasst….
    Sie kommen mir vor wie ein beleidigter Mensch, der unbedingt Recht behalten möchte.
    Zum gelesen/ungelesen-Thema habe ich mich oben geäußert. Es ist unerheblich für meine Empfehlung.
    Als Pädagoge beharren Sie einfach darauf, Recht zu haben und unterstellen anderen Menschen, nichts zu verstehen, können dies jedoch nicht mit Argumenten untermauern.
    Dies ist eine leicht bösartige Stichelei von mir. Ich kenne auch andere, sehr versierte, Pädagogen.
    Lassen uns die Sache hier beenden. 🙂

  19. Eugen Bast

    Spannend, wie sie sich die persönliche Ebene verbitten, nur um Spekulationen zu meiner Person folgen zu lassen….
    Folgend ein Auszug aus dem Brandenburger Landesschulgesetz:
    § 38
    Dauer und Erfüllung der Vollzeitschulpflicht

    (1) Die Vollzeitschulpflicht dauert zehn Schuljahre und wird durch den Besuch der Grundschule und einer weiterführenden allgemein bildenden Schule oder einer Förderschule erfüllt. Sie endet vorher, wenn die Schülerin oder der Schüler einen Sekundarabschluss nach der Jahrgangsstufe 10 bereits früher erlangt hat. Der Besuch einer Grundschule in öffentlicher Trägerschaft außerhalb des Landes Brandenburg bedarf der Gestattung entsprechend § 106 Abs. 4 Satz 3 Nr. 1, 3 und 4.

    Da ist wenig Raum für andere Interpretationen.

  20. Angela

    Ja, das war nicht nett von mir. Sorry, ich konnte es mir nicht verkneifen, nachdem Sie ja auch nicht davon lassen konnten…
    Aber nochmal ernsthaft:
    Die Schulpflicht findet sich im GG nicht. Ihre Existenz in der derzeit durchgeführten Form ist eine Auslegung diverser Artikel des GG. Aufgrund dieser Auslegung gestalten die Länder ihre Schulgesetze aus.
    Diese Auslegung ist heute ein Dogma. Trotzdem gibt es auch andere Auslegungen. Es kann im Laufe der Zeit zu einem Kippen des Dogmas kommen. Wenn die Mehrheit der Juristen der Meinung ist, dass die Schulpflicht in ihrer jetzigen Form nicht (mehr) GG-konform ist, müssen sich die Landesgesetze daran halten. Sie müssen entweder uminterpretiert (z. B. Schulpflicht = Bildungspflicht, die auch außerhalb von Schulen möglich ist) oder im Fall des von Ihnen zitierten Artikels verändert werden.
    Daher ist es auch Unsinn zu behaupten, es gäbe eine Schulpflicht, weil sie sich in den Landesgesetzen findet. Sie findet sich dort ja nur aufgrund der aktuellen Auslegung des GG. Die Regelung in den Landesgesetzen ist also Folge dieser Auslegung und nicht die Ursache/Begründung für die Schulpflicht.
    Ein einfacher Blick ins Wikipedia (oder andere Nachschlagewerke) klärt das: „In Deutschland ist die Schulpflicht aufgrund der Kulturhoheit der Länder in den einzelnen Landesverfassungen geregelt. Die Länder sind hierzu durch das Grundgesetz ermächtigt. So steht in Art. 7 Abs. 1 GG: „Das gesamte Schulwesen steht unter der Aufsicht des Staates“, woraus sich nach einer Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts auch das Recht der Länder ergibt, durch Landesgesetze die Schulpflicht zu bestimmen.“ Sollte die Mehrheit der Juristen irgendwann erkennen, dass Artikel 7 Abs. 1 GG nichts darüber aussagt, dass Menschen in bestimmte Gebäude gezwungen werden müssen, sondern lediglich, dass der Staat die Aufsicht über das Schulwesen (in das er Menschen jedoch nicht zwingen darf) ausübt – dann wäre die neue Auslegung da. 🙂 Eindeutig ist dieser Satz jedenfalls nicht. Das Bundesverfassungsgericht würde dann ein anderes Urteil fällen und fertig.
    Einfach ausgedrückt. Natürlich ist es nicht so einfach, das Dogma zu stürzen, aber wir arbeiten daran. 🙂

  21. Dr. Lothar Kittstein

    Sehr geehrter Herr Bast,
    als Historiker möchte ich zu der undifferenzierten Behauptung Stellung nehmen, wonach die angelsächsischen Gesellschaften um ein vielfaches fragmentierter seien als die deutsche. Es gehört ein gehöriges Maß an historischer Vereinfachung dazu, dies auf das Fehlen der Schulpflicht zurückzuführen. Allein schon die Messung von gesellschaftlicher „Fragmentierung“ ist nicht einfach – die Gründe dafür aber sind jeweils komplex und liegen sicherlich viel tiefer als in einem relativ oberflächlichen Detail wie der Schulpflicht, denn dass auch in den von Ihnen genannten Ländern historische die überwältigende Mehrheit der Kinder Schulen besuchen musste, dürfte klar sein, und gerade in den USA wurde in den meisten Staaten das Recht auf Bildung ohne Schule erst mit der Bürgerrechtsbewegung des 20. Jh. erstritten. Umgekehrt ändert die Schulpflicht in Deutschland historisch wenig an Fragmentierung, sondern ist vielmehr selbst nur Symptom einer stärker durchgreifenden staatlichen Durchdringung der Gesellschaft seit dem späten 18. Jahrhundert, sie ist letztlich ein Epiphänomen tiefgreifender wirtschaftlicher Veränderungen und gesellschaftlicher Modernisierung. Ihre Annahme beruht auf Vorurteilen, nichts weiter. Oder haben Sie eine Studie, die die von Ihnen aufgestellte Behauptung vertiefen könnte? Mit freundlichen Grüßen, Dr. Lothar Kittstein

  22. Eugen Bast

    Man sollte schon aufmerksam lesen, wenn man sich schon, nicht ohne Verweis auf die eigenen erfolgreiche durchlaufene Zertifizierung, einbringen will. Mein Kommentar auf den angloamerikanschen Raum war nicht auf die Schulpflicht bezogen, sondern, wie bereits in einem weiteren Kommentar bemerkt, auf Angelas Ideal von Staat, der nur ein Minimum an Bildungsangeboten macht. Diesem Ideal ist der angloamerikanische Raum deutlich näher und die politischen Konsequenzen sind wohl kaum zu übersehen.

    Angela, ihre Anwälte lieben sie sicher mehr, die haben an ihnen vermutlich schon mehr Verdient als der Staat an Bußgeldern.

    • Angela

      Und ich hatte ebenfalls schon geantwortet, dass das falsch ist, da Schule überall auf der Welt nach dem selben – völlig falschen – Schema funktioniert. Junge Menschen werden fremdbestimmt, fremdbewertet und müssen sich bei Androhung von Strafen fügen. Das hat überhaupt nichts mit Demokratie zu tun – weder hier noch in GB oder den USA. Es hat – im Gegenteil – in allen Ländern die selben negativen Folgen – angepasste und gehorsame Menschen, wenige Demokraten. Und Sie haben auch schon beim ersten Mal keine Gegenargumente gehabt.
      Meine Finanzen können Sie getrost mir überlassen. Es gibt Dinge, dafür gebe ich mein Geld ausgesprochen gern aus, für andere gebe ich freiwillig keinen Cent. Was die Bemerkung mit den hier von mir vorgebrachten Argumenten zu tun hat, auf die sie nach wie vor nicht eingehen, weiß ich nicht.
      Ich glaube ja langsam, dass Sie ein Troll sind.
      Aber danke, Sie geben mir die Möglichkeit, meine verschiedenen Ansichten hier darzulegen.

    • Angela

      Da spricht der Experte (diesbezüglich) ….. 😀
      Es kommt mit Ihnen einfach keine Diskussion zustande und daher frage ich mich, was Sie eigentlich wollen. Ihr Verhalten erinnert an einen Troll, der eben nur stänkern will, aber nicht wirklich am Thema und einer Diskussion dazu interessiert ist. Daher frage ich mich ernsthaft, ob Sie einer sind.

      • Angela

        PS: An meiner ganzen Antwort war Ihnen NUR dieser eine Punkt wichtig. Inhaltlich haben Sie nichts zu bieten, Herr Dr. rer. nat. Dipl.-Gyml.?
        Ich hatte Sie ja vor einigen Posts schon gebeten, das ziemlich sinnlose Gespräch zu beenden. Das werde ich jetzt auch tun, indem ich weitere Posts, die nicht in irgendeiner Form inhaltlich interessant sind, endgültig sperren werde. Schade um die Chance eines echten Austausches.

    • Anonymous

      Sehr geehrter Herr Dr. Bast,

      mich würde es mal interessieren, Ihre Dissertationsschrift zu lesen. Ich kann im Netz leider nichts dazu finden, wo Sie promoviert haben, was mich etwas irritiert.

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